Freitag, 22.09.2017

Endlich gute Werte

Viele Interessierte, die sich nach eigenem Bekunden teils mit sehr viel Mut ihrer persönlichen Situation stellten, waren unter den insgesamt über 150 Zuhörern unseres Patientenseminars "Adipositas und Diabetes operativ behandelbar". Einige hatten einen langen Anfahrtsweg zum Herz-Jesu Krankenhaus auf sich genommen haben, um sich über Möglichkeiten einer Gewichtsreduzierung zu informieren. 

Eines wurde im Laufe des Seminars deutlich. Diäten helfen kaum. „Keiner hat auf diesem Weg bis jetzt sein Traumgewicht erreicht“, sagte Ernährungsberaterin Petra Neubauer. Aber der Idee „und wenn ich mich operieren lasse, ist alles ganz einfach“, setzte sie auch ein dickes "Nein" hinterher. Bis zur chirurgischen Magenverkleinerung ist es ein weiter Weg. „Es muss im Kopf ankommen, dass man ein komplexes Problem hat“, betonte Neubauer und riet eindringlich dazu, nicht nur die Ernährungsgewohnheiten zu verändern, sondern auch viel Bewegung in den persönlichen Lebensstil aufzunehmen.

Wer ein Übergewicht mit einem Body Mass Index von über 35 bis 40 hat, gilt als adipös. Allein das 
Übergewicht wäre nicht so gravierend, wenn die Begleit- und Folgeerkrankungen nicht wären. Mit 
ziemlicher Sicherheit kann davon ausgegangen werden, dass ein adipöser Erwachsener mit 
zunehmendem Alter an Diabetes Typ II erkrankt. 

Mut machte Kathrin, die vor großem Publikum ihre Geschichte erzählte. Mit einem Gewicht von 155 
Kilogramm stellte sie sich dem Herz-Jesu-Krankenhaus vor, nahm vor der Operation 15 kg ab und ist 
nun  nach einem Jahr 70 kg leichter. „Ich habe heute keine Knieschmerzen mehr und eine völlig andere Wirkung auf Menschen“, sagte die junge Frau.

Handelt der übergewichtige Mensch nicht, ist es wahrscheinlich, mit über 40 Jahren viele Begleitkrankheiten zu bekommen. Hier ist sei es wichtig, nicht zu früh und nicht zu spät operativ zu behandeln, resümierte Dr. Birgit Schilling-Maßmann, Schwerpunktpraxis für Ernährungsmedizin. Den richtigen Zeitpunkt für eine Operation herauszufinden, ist Aufgabe des interdisziplinären Teams unseres Hauses. 

Eine konservative Therapie senkt nicht die Sterblichkeit bei Diabetikern, aber das Lebensgefühl. 
So plädiert der Diabetologe Dr. Winfried Keuthage für eine Magenoperation, wobei eine minimalinvasive Magenbypass-OP  wesentlich effektiver als ein Schlauchmagen sei. Wissenschaftlich erwiesen ist, dass bei der Bypass-Methode die Diabetes-Patienten in den ersten Jahren nach der OP nicht mehr auf eine Insulingabe angewiesen sind. Nur wenige Patienten mit einem BMI von über 40 mussten nach fünf Jahren eine geringere Dosis Insulin nehmen, nahm Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Prof. Dr. Rüdiger Horstmann, auf wissenschaftliche Veröffentlichungen Bezug.

Das Zertifizierte Kompetenz- und Referenz-Zentrum  für Minimal Invasive Chirurgie und das 
Adipositas-Centrum Münster in unserem Haus bietet ein multimodales Konzept mit einer Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie an, das ärztlich begleitet wird. Neben der Vorsorge vor der OP wird gleichzeitig eine entsprechende Nachsorge angeboten, die den Patienten bis zu zwei Jahren begleitet. „Nach der OP ist vor der Nachsorge“, riet Dr. Barbara Stöckmann, Fachärztin für Innere Medizin und Ernährungsmedizin, dringend zu einer Änderung des Lebensstils. 

Als Special Guest berichtete Dr. Irina Herren, Chefärztin für Plastische und Ästhetische Chirurgie des St. Marien-Hospitals Lüdinghausen, sehr bildhaft über die operativen Möglichkeiten zur Entfernung von Haut- und Fettschürzen. Eindrucksvoll der Bericht eines Patienten, der nach einem Magen-Bypass extrem an Gewicht verloren hatte und als Beweismittel seine frühere Badehose den über 150 Teilnehmern zeigte. Dr. Canan Toksoy moderierte die Abendveranstaltung.

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