Montag, 25.03.2019

Initiative „Moseskörbchen“ Ein Trauerort für verstorbene Kinder

Hiltrup bekommt Grabstätte für totgeborene Kinder auf dem Friedhof der Clemensgemeinde

Engagiert für die Initiative Moseskörbchen v. l.: Pfarrer Mike Netzler, Hebamme Ursula Heuser, Künstlerin Monika Vernauer, Chefarzt Dr. Joachim Zucker-Reimann, Klinikseelsorger Andreas Garthaus.

Die Initiative Moseskörbchen des Herz Jesu Krankenhauses und der kath. Kirchengemeinde St. Clemens plant auf dem kirchlichen Friedhof in Hiltrup-Mitte ein Grabfeld für die noch im Mutterleib verstorbenen Kinder. Mit dieser Initiative haben Eltern deren Kind tot geboren wurde endlich auch in Hiltrup einen würdigen Ort für ihre Trauer und müssen nicht mehr in andere Stadtteile Münsters ausweichen. Der Name Moseskörbchen erinnert  an die biblische Geschichte vom Schilfkörbchen, in dem der Säugling Mose über den Nil getragen wurde.

„Aus christlicher Sicht fühlen wir uns hier angesprochen und in die Pflicht genommen“, sagt der Klinikseelsorger des HJK Andreas Garthaus der zusammen mit der Hebamme Ursula Heuser und Chefarzt Dr. Joachim Zucker-Reimann die Idee für diese Initiative hatte. Denn vom Gesetzgeber her sieht es anders aus: Nur für totgeborene Kinder über 500 Gramm Geburtsgewicht  besteht in Deutschland Bestattungspflicht. Kleinere Kinder, die noch im Mutterleib versterben und unter 500 Gramm wiegen, können zwar seit einigen Jahren standesamtlich registriert werden, müssen aber nicht in einem Einzelgrab bestattet werden.
 
Diesen Kindern fühlt sich die Hiltruper Initiative verpflichtet und bietet den Eltern eine gemeinsame Trauerfeier und Bestattung an. Kosten für die Bestattung und die Pflege des Grabfeldes entstehen nicht. „Für uns ist die Begleitung der Eltern nach der stillen Geburt nicht abgeschlossen. Deshalb gehört nach unserem Selbstverständnis auch die seelsorgliche Begleitung und die würdige Bestattung dieser kleinen Kinder dazu“, meinen denn auch Dr. Zucker-Reimann und Ursula Heuser. „Wir sind froh den betroffenen Eltern nun auch hier in Hiltrup einen solchen Ort für ihre Trauer anbieten zu können.“

Pfarrer Mike Netzler sieht das genauso. Für ihn und den Kirchenvorstand ist es selbstverständlich, dass die Clemensgemeinde Teil dieser Initiative ist und  die Gemeinde das Grabfeld auf den gemeindeeigenen Friedhof kostenfrei zur Verfügung stellt. Neben der Kirchengemeinde und dem Herz Jesu Krankenhaus unterstützt auch der Förderverein des Krankenhauses das Projekt finanziell. Dankbar sind die Verantwortlichen das Frau Angela Thieme vom gleichnamigen Bestattungshaus ihnen mit „Tat und Sachverstand“ ehrenamtlich beisteht.

Ihren künstlerischen Ausdruck findet die Initiative in einem aus „tragenden Händen“  geformten Moseskörbchen, das auf einer Sandstein Stele ruhend, den Mittelpunkt des Grabfeldes markieren wird. Die ausdrucksstarke  Bronzearbeit stammt von der Hiltruper Künstlerin, Gärtnerin und Krankenschwester Monika Vernauer.

Die Initiative Moseskörbchen sieht sich im weiten Horizont des christlichen Glaubens beheimatet und richtet sich an betroffene Eltern  jedweder Religion und Weltanschauung. „Das ist Ökumene im besten Sinn, … dabei fällt jede weltanschauliche oder religiöse Schranke, denn alle sind gleichermaßen betroffen und angerührt“, so Andreas Garthaus. Er hat viele Jahre eine ähnliche Initiative im Ruhrgebiet begleitet und weiß um die Not und die Fragen der Eltern. Zusammen mit seiner Kollegin der Krankenhausseelsorgerin und Pastorin Andrea Klausmann wird er ab ca. Juni die Trauergottesdienste und die Bestattungen leiten. Der Termin für die Einsegnungsfeier des neuen
Grabfeldes wird im Frühjahr bekanntgegeben.